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Von Obdach ins Weltall

Pressetext: HAGE Sondermaschinenbau GmbH

Die Raumfahrtindustrie gilt als die Königsklasse der Industrie. Nur wenige Betriebe schaffen es tatsächlich, in der komplexen und hart umkämpften Sparte Fuß zu fassen. Nicht umsonst gilt sie auch als fortschrittlichste Branche der Welt.

Den Zulieferern wird einiges abverlangt. So werden modernste Fertigungsanlagen und maximale Qualität gefordert, weiß man bei HAGE aus Erfahrung. 2016 ist dem Familienunternehmen aus Obdach der Sprung in die höchste Liga gelungen. Der Augsburger Luft- und Raumfahrtspezialist MT Aerospace unterzeichnete einen Millionen-Vertrag. Die 50 m lange Anlage ist eine Sonderanfertigung und wird zur Bearbeitung von Verschlusskappen (Bulkheads) für Raketentanks des europäischen Raumfahrtprogramms eingesetzt.

Nicht nur für HAGE sondern auch für den Auftraggeber war das Projekt eine neue Herausforderung. Für die Fertigung der komplexen Komponenten wurden Konzepte und Lösungen folgend der Industrie 4.0 Systematik eingeführt und ein neues Schweißverfahren implementiert. Das Ergebnis: dreimal so effiziente Produktionsabläufe und deutliche Kosteneinsparungen. Das Kernstück des Produktivitätsfortschritts und der technologischen Weiterentwicklungen ist die von HAGE gelieferte FSW-Anlage. Sie wurde 2018 installiert und ist bislang weltweit einzigartig. FSW steht für Friction Stir Welding, auf Deutsch Rührreibschweißen. Dabei handelt es sich um ein Festphasenfügeverfahren, das Werkstoffkombinationen die bislang als nicht oder sehr schwer verschweißbar galten, miteinander verbindet. Im Fall von MT Aerospace sind das spezielle Aluminiumlegierungen. Im Vergleich zum konventionellen Schweißverfahren wird beim FSW-Prozess eine deutlich geringere thermische Eigenspannung erzeugt. Dadurch lassen sich dünnere Wandstärken verschweißen, was folglich zu beträchtlichen Gewichtseinsparungen führt  und einen entscheidenden Vorteil in der Luft- und Raumfahrt bringt.

Das innovative Verfahren eignet sich optimal für den leistungsfähigen Leichtbau und überzeugt zugleich mit hoher Nahtfestigkeit. Die HAGE FSW-Anlage punktet nicht nur mit fertigungstechnischen Vorteilen sondern auch mit erheblicher Zeiteinsparung. Der bisherige Schweißvorgang dauerte rund zehn Minuten, die Vorbereitung dafür aber mehr als drei Stunden.

 

Mit der neuen Maschine werden die Vorbereitungszeiten deutlich verkürzt. Zudem werden sämtliche Prozesse von der Anlage überwacht, dokumentiert und die Bauteile zerstörungsfrei per Ultraschall untersucht. Verlassen die Komponenten -  in diesem Fall die Bulkheads - die FSW-Anlage, sind sie bereits fertig bearbeitet und überprüft. Ein enormer Technologiesprung, den die Geschäftsführung von MT Aerospace auf eine Größenordnung von rund 20 Jahren schätzt.

Neben der Anlage für Augsburg erhielt HAGE von MT Aerospace den Folgeauftrag zur Entwicklung und Produktion einer weiteren FSW-Anlage. Diese wird am Standort in Bremen zur Bearbeitung von Oberstufentanks europäischer Raketen eingesetzt. Auch weitere, weltweite Weltraumorganisationen sind auf HAGE aufmerksam geworden. Bei Terminen im hauseigenen FSW Kompetenzzentrum in Obdach hat sich beispielsweise eine Abordnung von „Roskosmos“ von der FSW Kompetenz des Unternehmens überzeugt.

„Die Grenzen der FSW-Technologie werden bei uns stets erweitert. Wir vereinen Innovationsgeist und Umsetzungsexpertise. Das gewährleistet, dass die Qualität nicht erst in der Ausführung, sondern schon in der Planung in unserer Hand liegt“, sagt DI Peter Freigassner-Sanchez, technischer Geschäftsführer von HAGE.

Mit der Wahl der HAGE FSW-Anlage setzte MT Aerospace 2016 auf einen bislang in der Branche noch unbekannten Zulieferer. Doch die Kompetenz und die jahrelange Erfahrung im Anlagenbau konnten das international führende Luft- und Raumfahrtunternehmen überzeugen. Beeindruckend war auch der Einsatz modernster Methoden und Techniken in der Angebots- und Engineeringphase. Mit 3D CAD-Technik und mit Hilfe von „Virtual Reality“ wurde der Auftraggeber bereits vorab durch die virtuelle Anlage geführt und konnte das Maschinenkonzept in seiner Gesamtheit erleben. Nicht zuletzt überzeugten auch die „Soft Skills“-  HAGE punktete mit seinem innovativen und motivierten Team aus Experten, das schnell zeigte, dass es den hohen technischen Anforderungen und der Dynamik des Projektes gerecht wird.

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